Auf dem Weg zum Karisma – dem Erfolg mit Ecken und Chanten – ist es entscheidend, dass Rollen und Umgang mit weiteren drei ’K’s geklärt sind: Kommunikation, Krise, Konsequenz.
Covid-19 macht Agilität zum Gebot der Stunde”, schrieb Thomas Wetzel am 28. April auf Springer Professional. Hilft es, wenn wir in Bewegung bleiben? Wo liegt das Ziel? Ohne einem stimmt natürlich jede Richtung. Aber Beweglichkeit ist keine Strategie und macht auf lange Sicht nur müde. Damit Marke, Unternehmen und Mensch nicht auf halber Strecke liegen bleiben, braucht es Reflexion mit Tiefgang.
Nach meinen Erfahrungen kann „The Karisma Sun” erst dann jeden Tag aufgehen, nachdem der Mut aufgebracht wurde, all seine Facetten schonungslos zu durchleuchten und sich der Realität abseits vom Wunschdenken bewusst zu werden. So können sich Fremd- und Selbstbild endlich ohne Filter betrachten und nachhaltig voneinander lernen.
Natürlich. Diese Auseinandersetzung erfordert Zeit, Engagement und vor allem Mut. Manchmal tut es auch weh. Aber auf lange Sicht kann man nur gewinnen. Auf dem Weg zum Karisma – dem Erfolg mit Ecken und Chanten – ist es meiner Meinung nach entscheidend, dass die Rollen und der Umgang mit den drei ’K’s geklärt und gut aufeinander abgestimmt sind. Klarheit darüber gewinnt man, nachdem eine wirklich aufrichtige Auseinandersetzung mit dem „Why” laut Simon Sinek’s Golden Circle stattgefunden hat. Die drei ’K’s stehen für Kommunikation, Krise und Konsequenz.
Kommunikation
Wir Menschen nehmen Formen und Strukturen nicht nur als Formen und Strukturen wahr, sondern tendieren dazu, ihnen Bedeutung zu geben. Wir versuchen zwischen den Zeilen zu lesen und beginnen zu interpretieren – egal ob eine Bedeutung dahintersteckt oder nicht.
Dieses Phänomen nennt man Barnum-Effekt. Ein Begriff aus der Psychologie und nach dem Zirkusgründer Phineas Taylor Barnum benannt. Dieser betrieb ein Kuriositätenkabinett, das jedem Geschmack etwas bieten sollte. Allen Barnum-Aussagen fehlt es aber an Objektivität und Falsifizierbarkeit: Zeitungshoroskope sind voll damit – „a little something for everybody” eben.
Bleibt man auf dem Level eines Kuriositätenkabinetts oder will man einen ehrlichen Dialog aufbauen? Will man eine auf Verstehen ausgerichtete Kommunikation führen, um Potentiale zu erkennen, Stärken zu stärken und Menschen zu fördern? Wofür man sich auch immer entscheidet: sicher ist, dass ohne Konsistenz das Vertrauen schwindet. Wer in schwierigen Zeiten Orientierung geben will, muss sich seiner Fähigkeiten und Motive voll im Klaren sein.
Jedes Unternehmen, jede Führungskraft, jedes Teammitglied muss sich bewusst machen, dass Lücken, Unklarheiten und Intransparenz in der Kommunikation den Interpretationsrahmen für Geschichten voller Missverständnisse erweitert. Alle mussten wir uns solchen Herausforderungen wohl schon stellen. In meiner Arbeit erzählen Unternehmer*innen und Mitarbeiter*innen immer wieder von ihren Kommunikationskonflikten.
Die von Unternehmen oft in der Beschreibung ihrer Unternehmenskultur strapazierte Analogie der „Familie” hält in Zeiten der Krise selten, was sie verspricht. Nicht nur die Familie XXXLutz ist eine Erfindung des Marketings. Was passiert, wenn der Schleier fällt und erkennbar wird, dass hinter diesen Phrasen es in erster Linie um Umsatzwachstum und wenig um stabile und integre Unternehmenskultur geht?
Krise
In einem Blogbeitrag auf cucocu.com steht „Krisen schleppen Chancen ein”. Klingt vielversprechend für Veränderungswillige, aber bei Veränderungsunwilligen hängt beim Gedanken an jeder neuen Chance eine weitere Krise im Schlepptau. Nicht zuschauen oder wegducken, sondern Haltung zeigen, erfordert viel Kraft. Wer sein Unternehmens-und Persönlichkeitsprofil schon vorher gut durchleuchtet hat, weiß genau: was, wie und warum man was macht – und was nicht. Das sorgt auch in Krisenzeiten für Orientierung nach innen und außen, wodurch Höhe- oder Wendepunkte in einer Entwicklung mitunter konfliktfreier zu bewältigen sind.
Wer aber Gespräche auf Augenhöhe nur vorspielt oder nur führen kann, solange die Sonne scheint, sollte sich im Klaren sein, dass gerade in schwierigen Zeiten die ganze Weite der Wirklichkeit zum Vorschein kommt. Krisen sind facettenreich und Karma is a Bitch.
Konsequenz
Verantwortung übernehmen und Haltung zeigen heißt, keine Schwierigkeiten damit zu haben, sich festzulegen und zu eigenen Entscheidungen zu stehen. Wenn Corporate Social Responsibility ernst genommen wird, erfordert das, zur richtigen Zeit die richtigen Zeichen zu setzen. Das kann man nur, wenn man auch abseits der Umsatzziele genau weiß, was, wie und warum man was macht – und was nicht. Also den Urquell – das „Why” – genau kennt.
Damit kommen wir zu des Pudels Kern und zurück zur Familie XXXLutz. Wegen der pietätlosen Berichterstattung des Attentats in Wien auf „Österreich“ (Onlineausgabe) und „Kronen Zeitung“ (Onlineausgabe) sind einige große Handelsmarken einem Werbeboykott gefolgt und haben ihre Einschaltungen in diesen Medien gestoppt. Nur wenige Tage später änderte eine dieser Handelsmarken erneut ihre Meinung und redete sich Werbeeinschaltungen ebendort wieder schön. XXXLutz bewirbt ungebremst seinen riesigen Eröffnungs-Tamtam in den österreichischen Boulevardmedien.
Kuriositätenkabinette haben viele Wendehälse und keine Schmerzgrenze.
Des Pudels Kern bringt Wahrheiten oder Aussagen zum Vorschein, die zuvor nicht klar erkennbar waren. Ethisch verantwortungsvoll agierende Marken, Unternehmenskulturen und Führungspersönlichkeiten kennen die Antwort auf die Frage: „Warum soll man etwas tun oder unterlassen?”. Sie wissen, dass ihr Tun oder Nicht-Tun Konsequenzen hat. Sie treten selbstbewusst auf und zeigen Haltung.
In meiner Arbeit erlebe ich immer wieder, wie schwer es Unternehmen und Menschen fällt, sich entschieden und schonungslos mit ihrem „Why” auseinanderzusetzten, sich dem Kern zu nähern und auf den Punkt zu bringen. Ich bin überzeugt, dass man diesen Einsatz leisten muss, um auf lange Sicht einen Spielraum zu ermöglichen, in dem Corporate Karisma und die 7 Faktoren der “Karisma Sun” in alle Richtungen strahlen können.
Dieser Beitrag entstand für den ersten Termin der “Hot Tålk”-Serie mit Die Fabrikanten am 11. November 2020. Das Thema: Corporate Karisma.
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Foto: Unsplash | Brook Cagle
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