Von 8. bis 11. Mai 2023 entführt Karin Krobath Interessierte zu einer Learning Journey in ein weitgehend unbekanntes digitales “Best-in-class”-Country: Rwanda.
In vielen westlichen Köpfen ist das mittelafrikanische Land Rwanda untrennbar mit dem Völkermord des Jahres 1995 verbunden. Millionen verloren damals ihr Leben im Genozid, die Welt sah zu. So etwas bleibt hängen. Doch die Entwicklung des Landes seit damals – Richtung Vorbildstaat – kennen die wenigsten. Wie überhaupt Afrika abseits von Tourismusrouten ein für Europäer:innen unbekannter Kontinent zu sein scheint – vor allem auch in einem wirtschaftlichen Kontext. Dabei gäbe es viel zu entdecken – und als Inspiration mitzunehmen.
Beim 22butterfly Corporate Karisma Festival im Mai 2022 schilderte die Wiener Unternehmensberaterin und Kulturexpertin Karin Krobath (Identifire, Wortwelt, Licht für die Welt) in einem Impuls ihre Erfahrungen.
Für 2023 plant sie – gemeinsam mit Hans Stoisser – eine weitere “Learing Journey” nach Rwanda und lädt Interessierte zur Teilnahme ein. – Ein großartiger Anlass, ins Gespräch zu kommen:
Liebe Karin, du veranstaltest Learning Journeys nach Afrika. Abgesehen von deiner Liebe zu diesem Kontingent, was bewegt dich dazu?
“Es ist mindblowing, wie die wachsende afrikanische Mittelschicht Innovationen vorantreibt. Wir denken bei Afrika immer an Krisen, Katastrophen, Korruption und Flüchtlinge. Ich war hin und weg, als mir die afrikanische Innovationskraft bewusst wurde, die durch das Überspringen von Technologien freigesetzt wird. Diesen anderen Blick auf Afrika möchte ich mit den Learning Journey fördern.”
Von 8. bis 11. Mai geht es nach Kigali. Stichwort “Digital Rwanda”: Was sind aus deiner Sicht die bemerkenswertesten Errungenschaften dieses Landes, welche sind modellhaft für andere Staaten?
“Paul Kagame als ‘wohlmeinender’ Diktator ist Stratege und Praktiker in einer Person. Er hat nach den furchtbaren Ereignissen von 1995 auf einen relativ schnellen, afrikanischen Versöhnungsprozess durch die Gacaca-Gerichte gesetzt und bereits 2000 eine ambitionierte ‘Vision 2020’ definiert. Diese zielte darauf ab, die extreme Armut zu besiegen und zu einem Middle Income Country zu werden und sich gleichzeitig als weltweites Proof-of-Concept-Land zu positionieren. Beides ist gelungen. Heute sind 90 % der Bevölkerung krankenversichert, die Lebenserwartung hat sich verdoppelt, die Kindersterblichkeit liegt unter 5 % und in nur sechs Stunden kann man ein Business anmelden.
Rwanda gilt als das sauberste Land Afrikas und viele internationale Startups und Unternehmen probieren hier ihre Geschäftsmodelle aus – wie etwa die Drohnen-Cargo-Linie Zipline, die Blutkonserven in jedes Buschkrankenhaus liefert. Das Service funktioniert so gut, dass Zipline mittlerweile auch in Ghana, in North Carolina und demnächst an der Elfenbeinküste und in Vietnam operiert.”
Frauen spielen in Rwandas Politik und Wirtschaft eine, verglichen mit anderen – auch “westlicheren” – Ländern, sehr gewichtige Rolle. Wie macht sich das bemerkbar?
“Das ist möglicherweise eine der linearsten Folgen des Genozids. Unter den Toten waren überproportional viele Männer – ebenso unter den später Verurteilten. Es war also ganz logisch und pragmatisch, beim Wiederaufbau Frauen zu empowern, sie rechtlich gleichzustellen und wirtschaftlich zu fördern. Heute hat das Parlament 64 % weibliche Abgeordnete. Viele Regierungsbehörden werden von Frauen geleitet. Das erklärt vielleicht auch, weshalb man als Gast schnell das Gefühl hat: Hier arbeiten alle an einer gemeinsamen Vision – im Wissen, was der eigene Beitrag sein kann und wo man besser einen Kontakt legt, weil dort die andere Expertin sitzt, die weiterhelfen kann.”
Das Arbeits- und Wirtschaftsleben in Rwanda tickt ja anders, als wir das aus Europa kennen. Manchen kulturelle Praktiken – Imihigo oder auch Umuganda – sind sehr spezifisch, aber möglicherweise auch eine spannende Anregung. Wie könnte ein adaptierter Transfer funktionieren, wenn wir über die Journey und ein erstes Kennenlernen/Verstehen hinausdenken?
“Der Schwur der Krieger, Imihigo, gefällt mir besonders gut. Er kommt aus der Zeit, als man auf die Jagd ging und seiner Dorfgemeinschaft mitteilte, wieviele Tiere man zu erlegen plane. Nach der Rückkehr traten die Jäger:innen dann den Beweis an und präsentierten ihren Erfolg, zum Beispiel drei Gnus. Paul Kagame hat diese Tradition flächendeckend für alle öffentlichen Ämter eingeführt. Jeder Bürgermeister, jede Politikerin verspricht einmal jährlich im Fernsehen oder Radio, was er oder sie für die Gemeinschaft erreichen möchte. Im Folgejahr rapportiert man dann Erfolge oder Misserfolge. Wer sich eine öffentliche Demütigung ersparen will, sorgt für ehrliche Ziele und handfeste Ergebnisse. Das könnten wir in Österreich gleich übernehmen …
Umuganda ist gemeinschaftliche und gemeinnützige Arbeit. Sie ermöglichte im Zuge des Wiederaufbaus große Fortschritte. Alle Einwohner:innen müssen am letzten Samstag im Monat Dienst für die Gemeinde leisten. Da kommt bei elf Millionen Menschen ganz schön viel Arbeitskraft zusammen – eine gute Möglichkeit, den Gemeinschaftssinn zu stärken und Nation Building zu betreiben.”
Von 8. bis 11. Mai ist es wieder soweit. Ihr stellt eine Gruppe zusammen, die Rwandas Hauptstadt Kigali besuchen wird. Was lernen heimische Unternehmer:innen oder Manager:innen, wenn sie sich anschließen?
“Die Gruppe erhält Einblicke in eine digitale Transformation, die aufgrund der fehlenden Legacy Systeme anders verläuft als bei uns, Zugänge zu Startups und Startup-Inkubatoren, lernt die Afrika-Strategie internationaler Unternehmen kennen, die schon länger am Kontinent operieren und bekommt so ein neues Verständnis für Entwicklungszusammenarbeit. – Kurzum: Neue Märkten, engagierte Menschen und spannende Ideen! Eine Teilnahme zahlt sich jedenfalls aus.”
Liebe Karin, Danke dir!
Learning Journey
“Digital Rwanda – Dreamers of a Digital Society in Africa”
8. bis 11. Mai 2023 | Alle Informationen im Überblick
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