Karin Dietachmayr leitet die Konzern-Innovation in der Energie AG. Wie Innovationskultur gelingen kann und was die großen Herausforderungen sind, darüber spricht sie im Interview.

Was braucht Innovationskultur in einem Konzern wie der Energie AG?

KD: Kurz gesagt – es braucht vor allem den Dreiklang aus Wollen, Können und Dürfen. Für das Wollen braucht es vor allem auch ein klares Ziel, damit alle wissen, wo man kulturell hin will und wo sich engagierte Mitarbeiter:innen gezielt einbringen können. Können heißt: Die Mitarbeiter:innen brauchen die Fähigkeiten und das Methodenwissen, die kulturellen Veränderungen umzusetzen und – da sind wir beim Dürfen – sie brauchen auch die passenden strukturellen Rahmenbedingungen und Freiräume. Das ist aus meiner Sicht die Basis für die Umsetzung kultureller Veränderung auf möglichst breiter Ebene.

Wie sieht diese Umsetzung im Konzern aus?

KD: Wir setzen auf eine Reihe von Impulsen und Angeboten. Diese sollen sehr niederschwellig sein, damit sich die Kolleg:innen gut darauf einlassen und ohne große Scheu Neues erfahren und erproben können. Dabei achten wir auch darauf, dass der Nutzen sichtbar wird – für die Mitarbeiter:innen und für die Organisation. Diese Wechselwirkungen muss man gut erklären, da ist regelmäßige und offene Kommunikation unerlässlich.

Hast du ein konkretes Umsetzungsbeispiel?

KD: Unser Programm “Neuland” etwa, da machen wir Digitalisierung sowie Künstliche Intelligenz und deren Nutzen fürs Haus begreifbar. Dabei setzen wir auf unterschiedliche Formate und Events, unter anderem auf Webinare, Vorträge und Diskussionen. Wir stellen interne Projekte vor, die bereits mit KI arbeiten und veranstalten auch einen Hackathon, wo sich die Leute selbst ihre Tools bauen können, begleitet durch IT-Coaches. Die Lösungen werden dann auch im Beisein des Vorstands präsentiert und prämiert – Sichtbarkeit ist wichtig für die Menschen. Mit unserem partizipativen Ansatz nähern wir uns den großen Zukunftsthemen in vielen kleinen Schritten und bereiten so den Boden dafür auf.

Was sind dabei die größten Herausforderungen?

KD: Sich auf die Reise hin zu mehr Innovationskultur einzulassen, das ist ein echter Kulturwandel. Unsere Energie AG ist eine regional verwurzelte, etablierte Organisation, die zwar immer wieder über den Tellerrand geblickt hat, die aber nun lernt, wie sie für die großen Zukunftsthemen den Horizont massiv erweitern kann. Das braucht den hundertprozentigen Rückhalt des Top-Managements, den haben wir. Und es braucht die Neugier für neue Perspektiven und den Mut, sich auf den Weg zu machen, in dem Wissen, dass nicht alle Lösungen immer gleich perfekt sind. Da gehen manche Menschen im Haus gut mit, manche wehren sich ein wenig dagegen. Wichtig ist es mir und meinem Team, Resonanzkörper zu sein für die, die vorangehen, sie zu fördern, zu vernetzen und dabei möglichst viele Kolleg:innen mitzunehmen auf dieser Reise. Wir lernen dabei auch sehr viel dazu.

Inwiefern?

KD: Ein Beispiel: Aktuell führen wir unsere erste Start-up-Challenge durch, bei der sich Start-ups aus allen Ecken der Welt gemeldet haben. Zehn Start-ups haben bei uns im Haus ihre Lösungen für drei Herausforderungen unserer Konzernbereiche in englischer Sprache präsentiert. Das Aufsetzen der Challenge und die Kooperation mit international agierenden Start-ups ist neu für uns. Diese jungen Unternehmen sind hoch kreativ, oft technologische Vorreiter und haben ihre Antennen sehr weit in den Themen drinnen – in der Zusammenarbeit mit ihnen werden wir als Organisation gefordert und dadurch ein schönes Stück weit offener und agiler und machen rascher größere Schritte nach vorne in Richtung unserer Vision: Wir erschaffen eine fossilfreie Zukunft für unsere Kinder.


Die Energie AG lässt sich beim 24butterfly Corporate Karisma Festival tief in die Karten blicken: Wie funktioniert Innovationskultur in einem etablierten Konzern? Im “Energie AG Innovation Culture Toolbox”-Special am 2. Mai lädt Karin Dietachmayr interne und externe Kooperationspartner:innen ein, ihre Erfahrungen und Methoden zu teilen: Sandra Brandstetter (Energie AG), Christian Stein (Wertstatt 8), Daniel Groos (Sharkbite, München) und Thomas M. Klein (Wonderwerk, Wien).

Die Wirtschaftswissenschafterin und promovierte Innovationsexpertin Karin Dietachmayr ist seit knapp 25 Jahren in der Energie AG tätig, davon 20 Jahre als Strategie- und Organisationsentwicklerin. Seit 2019 leitet sie gemeinsam mit Christian Stein die Wertstatt 8, die Innovationsgesellschaft der Energie AG für die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. Seit Oktober 2023 ist sie zudem für die neue Holdingeinheit Konzern-Innovation verantwortlich.

Karin Dietachmayr
Karin Dietachmayr

 

Christian Stein
Christian Stein

 

Sandra Brandstetter
Sandra Brandstetter

 

Thomas M. Klein
Thomas M. Klein

Programm + Tickets: https://24butterfly.com.

Kommentare an: “Es braucht Mut, sich auf den Weg zu machen”

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