Eva Pulkrabkova berät Organisationen in der Weiterentwicklung der Unternehmenskultur. Führung und Feedback sind Schwerpunkte ihrer Arbeit – Einblicke gibt sie im Interview.

Wie ausgeprägt ist das Bewusstsein unter Führungskräften über ihren Einfluss auf die Unternehmenskultur?

EP: Ich würde sagen, es gibt Luft nach oben. Viele Führungskräfte sind sich nicht bewusst, welche Wirkung sie haben – oder auch haben könnten! Das mag dem eng getakteten Alltag geschuldet sein, oder auch einem fehlenden Bewusstsein dafür, wie Unternehmenskultur entsteht: nämlich durch die tagtägliche Interaktion. Am The Culture Institute haben wir ein System entwickelt, das die Wirkung des persönlichen Handelns auf die Kultur aufzeigt: My Colors beschreibt die Culture Map Farben der Unternehmenskultur auf persönlicher Ebene.

Warum ist deiner Erfahrung nach Feedback so wichtig in Führungsfragen?

EP: Weil Menschen Feedback brauchen, um zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Aus der eigenen Perspektive hat man schlicht ein eingeschränktes Bild der Realität – und auch des eigenen Handelns. Im Idealfall ist Feedback nie eine Einbahnstraße. Es wirkt in beiden Richtungen. Für Mitarbeiter:innen ist das Feedback ihres Chefs oder ihrer Chefin eine wichtige Basis, um sich weiterentwickeln zu können – umgekehrt gilt das natürlich auch.

„Durch ein gelungenes Feedback werde ich wirksamer.”

Und ganz besondere Kraft hat Feedback auf gleicher Ebene: Wenn mir eine Kollegin Feedback gibt, die das eigentlich gar nicht müsste, dann nehme ich mir das besonders zu Herzen. Dazu kommt: In manchen Organisationen erhält das Top Management nur die guten Nachrichten. Die schlechten Nachrichten werden gut verpackt. Und welcher Top-Manager erhält schon Feedback zu seinem konkreten Verhalten? Somit agiert die Führung aus einer „Glaubensblase“ und es besteht eine Distanz zu dem, was die Organisation tatsächlich wahrnimmt. Feedbackmöglichkeiten reduzieren diese Distanz. Zusätzlich decken sie „blinde Flecken“ auf. Voraussetzung ist allerdings, dass es im Unternehmen eine offene Feedbackkultur gibt.

Was macht eine offene Feedbackkultur aus?

EP: Dass es ein gemeinsames Verständnis davon gibt, wie wertvoll ehrliche Rückmeldungen sind. Dass offen Dinge angesprochen werden, die gut und die nicht so gut laufen. Und dass außer Zweifel steht, dass Kritik nie Kritik an der Person ist, sondern an gewissen Handlungen oder Verhaltensweisen. Regelmäßiges Feedback stärkt die Beziehungsebene zwischen Menschen. Der Feedbacknehmer kann durch Feedback besser und wirksamer werden. 

Führung wird auch zunehmend weiblicher heutzutage – beobachten Sie zwischen Männern und Frauen Unterschiede im Bewusstsein, was die Bedeutung von Feedback betrifft?

EP: Ganz klar – Frauen tendieren eher dazu, ihr Führungsverhalten kritisch zu betrachten, dazu zu lernen und Feedback einzuholen. Männer haben oft ein ausgeprägteres Selbstvertrauen als Führungskraft und hinterfragen sich und ihren Führungsstil weniger.


Beim 24butterfly Festival macht Eva Pulkrabkova im Workshop „My Colors“ erlebbar, wie Führungskräfte die Unternehmenskultur individuell prägen können.

Die Ökonomin und diplomierte Coach Eva Pulkrabkova ist Managing Partner und Beraterin bei The Culture Institute in St. Gallen und bringt ihre langjährige Erfahrung als Coach, Beraterin und Organisations- und Finanzverantwortliche ein.

Programm + Tickets: https://24butterfly.com.

Eva Pulkrabkova
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Kommentare an: „Viele Führungskräfte sind sich nicht bewusst, welche Wirkung sie haben – oder auch haben könnten!“

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