Britta Böckmann berät und begleitet Führungskräfte in Zeiten der Transformation. Als Vorbild und Wirkraum dient dabei die Natur – eine Meisterin des Wandels. Im Interview gibt sie Einblicke in ihre Arbeit.

Britta, du arbeitest mit Führungskräften und gehst dabei immer wieder hinaus in die Natur. Warum das?

Es geht natürlich darum, aus den gewohnten Mustern auszubrechen, um sich frei zu machen für neue Perspektiven, neue Ideen, die Führungskräften helfen können, die Veränderungen in ihren Unternehmen besser begleiten und gestalten zu können und damit ihre unmittelbare Arbeitswelt ein Stück weit besser zu machen. Alle reden von neuer Führung und New Work. Die Natur bietet sich als Startpunkt in eine neue Führungskultur geradezu an, denn sie ist eine Meisterin des Wandels …

Inwiefern?

In der Natur ist Veränderung allgegenwärtig, alles bewegt sich in Zyklen und Rhythmen, so gibt es zum Beispiel keine linearen Entwicklungen und auch keine „Kontrolle“. Es gibt Phasen des Wachstums und Phasen des Stillstands. Altes stirbt ab, Neues entsteht daraus. Alles steht miteinander in Verbindung, reguliert sich gegenseitig und bewegt sich in Rhythmen.

Was können Führungskräfte deiner Meinung nach von diesen natürlichen Prozessen lernen?

Zuallererst dies: Dass Wandel etwas ganz Natürliches ist – und sich dennoch oft der Kontrolle entzieht, wie wir es in diesen Zeiten der Transformation oft erleben. Führungskräfte sind also gefragt, zunächst sich selbst mit Veränderung und Krise zu entspannen und aus dieser Kraft heraus dann auch ihre Mitarbeiter durch – manchmal auch schmerzhafte – Wandelprozesse zu begleiten.

Die Natur ist aber auch ein wunderbarer Spiegel und schenkt uns Bilder und Begegnungen, die oft tief berühren. Darum entlassen wir Führungskräfte mit bestimmten Fragestellungen und Aufgaben in die Natur. Und natürlich geht es auch darum, herauszufinden, welche Art von Führung „in meiner Natur“ liegt und welche eher eine Herausforderung darstellt.

„Die Natur ist ein wunderbarer Spiegel und schenkt uns Bilder und Begegnungen, die oft tief berühren.“

Du hast Informatik studiert, warst lange in Führungspositionen in der Wirtschaft tätig und bist nun Professorin für medizinische Informatik an einer Fachhochschule. Zuletzt hast du New Leaders Quest gegründet. Wie kam es dazu?

Ich war lange ein ziemlicher Kopfmensch, so wie viele von uns, und die Natur war für mich ein Ort, um spazieren zu gehen oder Sport zu betreiben. Nach einem Umbruch in meinem Leben habe ich an einer Visionssuche, einer Vision Quest, teilgenommen, wo ich vier Tage und Nächte lang in der Natur war. Diese transformative und kraftvolle Erfahrung hat mich motiviert, selbst Visionssucheleiterin zu werden, um andere in solchen Prozessen zu begleiten.

Mit der Zeit hat sich dadurch meine eigene Art zu führen völlig verändert, ich führe ganzheitlicher, unter Einbeziehung von Körper, Emotion, Mind und Spirit. Daraus habe ich dann eine Seminarreihe entwickelt, die Führungskräfte auf eine ganz eigene Reise, führt, und daraus ist New Leaders Quest enstanden.

Wie hat sich deine Art zu führen konkret verändert?

Ich habe den Wert des Innehaltens erkannt – komplexe Themen brauchen Zeit und Raum, um sich damit zu beschäftigen. Gerade wenn der Druck steigt, gilt es, immer wieder mal kurz aus dem Hamsterrad auszusteigen, um sich besinnen und orientieren zu können. Dann sind wir in der Lage, mit allen Sinnen und Qualitäten zu agieren und nicht nur aus dem Kopf heraus.

Ein anderer Aspekt ist, alle Mitarbeitenden als Menschen ganzheitlich wahrzunehmen. Das geht mit sehr einfachen Tools – so habe ich zum Beispiel Meetings anders organisiert, indem wir eine Art Check-in abhalten, in dem alle Mitarbeiter zunächst kurz sagen, was sie zur Zeit bewegt, und dann erst widmen wir uns dem Inhaltlichen.

Was sagst du Stimmen, die dich und deine Arbeit in die esoterische Schublade stecken wollen?

Der Begriff „esoterisch“ passt, denke ich, für meine Arbeit gar nicht. „Spirituell“ trifft es schon eher. Es geht mir um eine Veränderung unseres „Spirits“ als Führungskraft. Das rein zahlengetriebene, lineare Denken bringt uns ja, wie wir alle sehen, nicht unbedingt weiter, damit stoßen wir zunehmend an unsere Grenzen.

Und immer mehr – vor allem junge – Menschen wollen in Unternehmen als Menschen wahrgenommen und wertgeschätzt werden und nicht als bloße Befehlsempfänger und Leistungserbringer. Da braucht es Führungskräfte, die ein ganzheitliches Führungsverständnis haben, wir nennen das „Guiding and Gardening“.

Außerdem hat ein Aufenthalt in der Natur nichts Abstraktes und Abgehobenes an sich, sondern vielmehr etwas sehr Handfestes und Erdiges. Wir Menschen sind nicht nur Ratio, sondern vor allem natürliche Wesen und damit gilt es, sich wieder zu verbinden.


Britta Böckmann ist am 3. Mai 2024 beim 24butterfly Corporate Karisma Festival im Linzer Posthof auf der Bühne.

Britta Böckmann: “Von Samen, Stürmen, Licht und Kompost – Naturbasierte Führung: Wie Transformation natürlich gelingt.”

Workshop mit Britta Böckmann und Bettina Mittmannsgruber: “Die Kunst des Aufhörens – Vom Denken und Handeln in natürlichen Zyklen.”

Programm + Tickets: 24butterfly.com.

 

Britta Böckmann
Britta Böckmann (NLQ)
Bettina Mittmannsgruber
Bettina Mittmannsgruber (NLQ)
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