„Viele Unternehmen machen einen grundlegenden Fehler: Das Management legt ein Leitbild vor und dann werden die darin formulierten Werte quasi verordnet.“ Seit mehr als 20 Jahren beschäftigt sich Frank H. Sauer mit Werten. Im Gespräch gibt er uns Einblicke, worauf es seiner Erfahrung nach in der Wertearbeit ankommt.

Leitbilder und Werte sind heute allgegenwärtig. Warum sind Werte so wichtig für Organisationen?

FHS: Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass man sich nicht unbedingt mit Werten beschäftigen muss, wenn alles in Ordnung ist. Wenn es allerdings knirscht im Gefüge, dann kommt man an einer Auseinandersetzung mit Werten nicht vorbei. Das heißt zuallererst einmal: Es gilt, sich klar zu werden über die der Organisation innewohnenden Werte, denn sie geben wichtige Orientierung und stiften Identität.

Danach sehnen sich Menschen ja …

FHS: Absolut. Umso mehr in Zeiten wie diesen, die instabil und von Veränderung geprägt sind. Werte sind die zentralen Navigationspunkte. Und je schneller Veränderungen vor sich gehen, desto mehr Orientierung braucht es. In ihrer Wertearbeit machen viele Unternehmen allerdings einen grundlegenden Fehler: Das Management legt ein Leitbild vor, das dem Mandat des Unternehmens entspricht, und dann werden die darin formulierten Werte quasi verordnet. Viele Chefs sagen, den Mitarbeitern fehle es an der richtigen Haltung, und die Mitarbeiter denken, sollen doch die Manager mal vorangehen. Das ist ein Dilemma.

Gibt es dafür Ihrer Erfahrung nach eine Lösung?

FHS: So machen wir das in der Values Academy: Wir ermitteln zunächst die Werte aller Menschen in einer Organisation, über alle Hierarchien, von ganz unten bis ganz oben. Wir teilen das auch ein nach Abteilung, Firmenzugehörigkeit, Sprache, Alter, Geschlecht und so weiter. Das Ergebnis ist der Values Report, den gleichen wir dann mit dem Leitbild des Managements ab. In vielen Fällen passen diese beiden Ebenen nicht zusammen.

Frank H. Sauer
Frank H. Sauer bei der WECO (“Werte-Coach-Ausbildung”) im cucocu.om-Quartier.

Wie kommst du dann zu Werten, die für alle passen?

FHS: Wir konzentrieren uns auf die dritte Werteebene und ermitteln sogenannte Führungs- und Haltungswerte. Führungskräfte sind die zentrale Brücke, die Verbindung zwischen dem Leitbild und den Mitarbeiterwerten. Gemeinsam verknüpfen und harmonisieren wir die beiden Werteebenen und ihre Begrifflichkeiten so, dass sich alle wiederfinden können. Wir ermitteln Werte, die sich alle Führungskräfte gerne selbst auferlegen für ihr tägliches Agieren. Ein konkretes Beispiel: Der wichtigste Begriff in einem vorhandenen Leitbild eines Unternehmens war Geschwindigkeit. Von den Mitarbeitern wurde „dagegenhaltend“ Work Life Balance am öftesten genannt. Wir fanden dann Brückenwerte, die beide Gegensätze harmonisierten.

Welcher ist heute der am meisten genannte Wert?

FHS: Ehrlichkeit liegt sehr oft vorne. Und die am meisten genannten Wertesysteme sind Wertschätzung, Work Life Balance und Familie. Das Interessante dabei ist, dass dies auf der ganzen Welt fast gleich ist. Über viele Kulturen und Länder hinweg gibt es keine großen Unterschiede – die gibt es jedoch zwischen Generationen, Hierarchien und Branchen.


Beim 24butterfly Corporate Karisma Festival zeigt Frank H. Sauer gemeinsam mit Daniel Börnert, wie Werte wirklich wirken.

Frank H. Sauer ist Coaching-Pionier, Mentor, Werteexperte und Autor. Im Rahmen der Values Academy berät er mit seinem Team Organisationen und Menschen in ihrer wertebasierten Entwicklung. Daniel Börnert verbindet Marke mit Charakter … auf Basis persönlicher Werte.

Programm + Tickets: https://24butterfly.com.

Frank H. Sauer
Frank H. Sauer

 

Daniel Börnert
Daniel Börnert
Kommentare an: Werte als zentrale Navigationspunkte

Schreib' uns deine Meinung

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.