Eva Maurerbaur, Elisabeth Oberreiter und Michael Auinger begleiten und beraten bei kulturellen Transformationsprozessen. Im Interview schildern sie, warum sie dabei immer wieder Tabus in den Fokus rücken.

Wie können Tabus kulturelle Transformationen triggern?

EM: Bei kulturellen Transformationen geht es mitunter um tiefgreifende Veränderungen in der Zusammenarbeit innerhalb einer Organisation. Dabei schauen wir gerne auf Themen, die die gewünschten Veränderungen hemmen, auf die unausgesprochenen Spielregeln in einer Organisation – und da sind wir schnell beim Thema Tabus.

EO: Über Leitbilder und Werte lässt sich viel und lange diskutieren, aber über Tabus kommen wir zum Kern einer Organisationskultur. Genau da wollen und müssen wir hin. Mit unserer Arbeit machen wir Tabus greif- und besprechbar.

MA: Unsere Erfahrung zeigt: Tabus haben auch die positive Funktion, Grenzen und Identität zu bilden, die in Transformationsprozessen aufgelöst und neu verhandelt werden. Nur so können sich Organisationen wirklich weiterentwickeln.

Die Auseinandersetzung mit Tabus tut mitunter weh …

MA: Natürlich tut sie das – in Transformationsprozessen gibt es immer schmerzhafte Momente. Die braucht es auch, um Verhaltensweisen loslassen und um Veränderung erreichen zu können. Unsere Arbeit ist in gewisser Weise auch Trauerarbeit, wenn man so will – da muss die Organisation durch, bevor es wieder besser wird. Wichtig ist, dass die Menschen, die in diesen Prozess eintreten, gut begleitet werden.

„Wir wollen genau jene Tabus angehen, die eine Organisation wirklich weiterbringen im Transformationsprozess, da braucht es ein sehr achtsames Hinschauen.“

EM: In der Arbeit mit Tabus gibt es schmerzhafte Momente, aber es gibt auch Menschen, die Mut schöpfen und Gestaltungskraft, weil endlich Dinge zur Sprache kommen. Da gerät einiges in Bewegung, die Kräfte formieren sich neu. Das ist eine Art Schwebezustand, der herausfordernd ist und der eine gute Moderation braucht, damit es einen Austausch gibt zwischen den Akteur:innen. Das ist eine unserer wesentlichen Aufgaben.

EO: Dieser Prozess ist kein einfacher und anfangs gibt es da auch Widerstand in der Organisation, der gehört dazu, wenn der nicht wäre, würden wir schlecht arbeiten (lacht). Es kommt aber bald auch Freude auf und Erleichterung auf, nämlich bei jenen Gruppen in der Organisation, die nicht gehört oder auch unterdrückt wurden.

„Über Leitbilder und Werte lässt sich viel und lange diskutieren, aber über Tabus kommen wir zum Kern einer Organisationskultur, genau da wollen und müssen wir hin.“

EM: Wir sind im Übrigen nicht die, die um jeden Preis alle Tabus aufspüren und auflösen wollen. Das würde viel zu viel Staub aufwirbeln. Und manche Tabus haben auch eine wichtige stabilisierende Funktion. Wichtig ist uns: Wir wollen genau jene Tabus angehen, die eine Organisation wirklich weiterbringen im Transformationsprozess. Da braucht es ein sehr achtsames Hinschauen.

Wie gelingt dieses achtsame Hinschauen?

EO: Es braucht extrem viel Vorbereitung. Wir sind da sehr akribisch in der Datenanalyse, in der Annäherung an ein Unternehmen. Wir tauchen da tief ein in die Unternehmenskultur. Wir sind uns dessen bewusst: Wir wissen im Prinzip nichts, wenn wir mit einem Auftrag beginnen, und gehen da mit einer gewissen Demut an die Arbeit heran.

„In Transformationsprozessen gibt es immer schmerzhafte Momente. Die braucht es auch, um Verhaltensweisen loslassen und um Veränderung erreichen zu können.“

MA: Wir brauchen auch die wesentlichen Stakeholder vorab mit an Bord. Die Verantwortlichen müssen bereit sein, auch selbst in die Veränderung zu gehen. Davon ausgehend arbeiten wir gerne bottom-up und versuchen, möglichst viele Menschen in der Organisation, die von den Veränderungen betroffen sind, zu beteiligen.

EO: Dabei setzen wir auch auf künstlerische Interventionen. Das eröffnet emotionale Zugänge und ermöglicht eine Sprache, die alle sprechen, quer über alle Hierarchien. In der Kunst gibt es kein richtig oder falsch, und das ist gerade am Anfang eines Transformationsprozesses eine große Hilfe.


Beim 24butterfly Corporate Karisma Festival thematisieren Eva Maurerbaur, Elisabeth Oberreiter und Michael Auinger in einem Workshop und einem Impuls die hemmende Kraft von Tabus. Auch Musik spielt dabei eine Rolle. So viel – und nicht mehr – sei vorab verraten.

Eva Maurerbaur, Elisabeth Oberreiter und Michael Auinger sind Berater:innen bei INOVATO und begleiten als solche Unternehmen bei der strategischen Personal- und Organisationsarbeit.

Eva-Maria Maurerbaur
Eva-Maria Maurerbaur

 

Elisabeth Oberreiter
Elisabeth Oberreiter

 

Michael Auinger
Michael Auinger

Foto: Adobe Stock, Aijiro.

Kommentare an: Tabus: Themen, die mitunter gewünschte Veränderungen hemmen

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